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Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Henderschefihr

Wenn die Welt mal wieder kopfsteht und nichts in geordneten Bahnen verläuft, dann geht im Schwäbischen das Hinterste voran oder es läuft „henderschefihr“. Wer den Pullover am frühen Morgen „henderschefihr“ trägt, der war beim Ankleiden vermutlich noch nicht hellwach. Erfahrene Möbelpacker wissen zudem: Was im ersten Versuch nicht durch die Tür passt, kann „henderschfihr“ schließlich doch noch gelingen. Übrigens: Für treue Leserinnen und Leser, die den nächsten Schwäbisch-Beitrag im Lokalteil kaum erwarten können, hätten wir einen gut gemeinten Rat: die Zeitung gleich zu Beginn „henderschefihr“ aufschlagen.

Bähmull

Der Schwabe hat eine Schwäche für starke Frauen, die resolut, „schaffig“ und „et uff d’Gosch gfalla send“ – zumindest solange sie ihm selbst nicht „ällaweil über d’Gosch fahred“. Das genaue Gegenteil des weiblichen Idealbilds ist die „Bähmull“. Sie gilt als wehleidig, umständlich und schiebt ständig einen Berg ungelöster Probleme vor sich her. Die „Bähmull“ entwickelt ihre Eigenheiten meist schon im Kindesalter und behält sie anschließend ein Leben lang. „Oimol Bähmull, äwll Bähmull“. In ihrer Not verschwestert sich die „Bähmull“ häufig mit Gleichgesinnten, beispielsweise beim gemeinsamen Sticken von Gobelin-Bildern.

Nahagla

Je nach Subjekt und Beschaffenheit führt das „Nahagla“ zu Scherben oder auch Knochenbrüchen. Wem etwas „nahagled“ oder wer gar selbst „nahagled“, dem widerfährt auf jeden Fall ein Malheur bis hin zu einem veritablen Unglück. „Nahagla“ – also hinunterfallen – kann im Prinzip alles. Besonders schmerzhaft wird es, wenn der Schwabe „beim Kirschazopfa von dr Loidr hagled“. Auch das „Nahagla“ vom Fahrrad oder vom „Schuiradach“ kann schlimmstenfalls ernste Folgen nach sich ziehen. Das Gegenstück zum „Nahagla“ ist das „Aufglauba“. Eine Tätigkeit, die umso mühsamer ist, je kleinteiliger die Überreste dessen sind, was „nag’hagled isch“.

„Heb amol“

Heben „Heb amol“ ist eine Aufforderung, die im Schwäbischen bei allen Nicht-Schwaben mit am häufigsten zu Missverständnissen führt. Wer darum gebeten wird, etwas zu „heben“, muss dabei keinen Gegenstand in die Höhe bewegen. Etwas „heben“ bedeutet im Schwäbischen, etwas in unveränderter Position oder in unverändertem Zustand festhalten. Man kann sich selbst irgendwo „heben“ oder etwas „aufheben“ im Sinne von Aufbewahren im Kleider- oder Vorratsschrank. Wenn der Schwabe besonders achtsam mit einem Gegenstand umgeht, der ihm lieb und teuer ist, dann wird er in der Regel dafür belohnt, indem dieser „lang hebt“.

Rossmugga

Sie sind es, die Herzen erobern und gestandene Burschen schwach werden lassen. Wenn der Schwabe in die Pubertät kommt, verliebt er sich in die „Rossmugga“ seiner Nebensitzerin. Die ist meist besonders schüchtern, bekommt im Freibad schnell einen Sonnenbrand und hat oft das, was man ein „Kupferdächle“ nennt. Jungs mit „Rossmugga“ hingegen wirken oft besonders frech, was sie bei Lehrkräften unter besondere Beobachtung stellt. Kommt der Schwabe mit „Rossmugga“ ins Schwabenalter, muss er aufpassen: Aus „Rossmugga“ wird schnell ein Melanom, und dafür gibt es im Schwäbischen bis heute kein Wort.

Grend

Wenn sich der Schwabe etwas „en da Grend (Kopf) g’setzt hot“, dann ist er davon schwer abzubringen. Schwaben gelten zuweilen als stur und lassen nicht locker, bis sie ihren „Grend durchgsetzt händ“. Wer „an oigena Grend hot“, der ist meinungsstark und beharrlich und wird dafür auch schon mal bewundert. Kinder mit „oigenem Grend“ hingegen gelten als launisch und aufsässig. Wie viel einer „em Grend hot“, wird auch daran gemessen, wie gut er Risiken einzuschätzen weiß. Wer allzu leichtsinnig im Leben verkehrt, „haut ällemol gewaltig da Grend no“. In solchen Fällen heißt der „Grend“ auch „Riebl“ oder „Meggl“, den man „noreibt“.

Migge

Wo es dem Schwaben zu schnell geht, betätigt er in der Regel die „Migge“. Sein Bremsverhalten hängt sowohl von der Art des Fahrzeugs als auch von der Risikobereitschaft ab. Die „Migge“ kann per Fuß (Bulldog) oder mit der Hand  Bulldogohänger) betätigt werden. Wer zu spät oder gar nicht „miggad“ – etwa auf dem „Vlozaped“ –, den „haut’s donderschlechdig nei“. Manche Fahrzeuge wie die „Soifakischt“ haben oft gar keine „Migge“. Die „Migge“ dient im Schwäbischen gelegentlich auch als Ausdruck großen Traditionsbewusstseins. Beispielsweise in dem Satz: „Do hot scho mei Vaddr gmigged, do migg I au.“


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