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Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Kitzabauna

Mit Ziegenköttel fängt der Schwabe in der Regel wenig an, solange er nicht im Besitz eines „Goisastalls“ ist. „Kitzabauna“ – Kitzbohnen – gleichen allenfalls in Form und Größe den Hinterlassenschaften des bärtigen Meckerviehs. „Kitzabauna“ riechen nicht, sind farblos und fallen vom Himmel. Wenn es im Schwäbischen „kitzabaunet“, dann beschreibt das den Übergang von Regen zu Hagel (im Sommer) oder von Regen zu Schnee (im Winter). „Kitzabauna“ sind also verhältnismäßig kleine Eiskristalle und somit das, was man in deutscher Sprache als Graupel bezeichnet. Eine tierische Steigerungsform ist, wenn’s „Katza hagled“.

Gretta, Zoi, Zuber

Einsatzweise und Materialbeschaffenheit unterscheidet die drei Begriffe, die im schwäbischen Haushalt zumeist „en dr Wäschkuch“ ihren Platz haben. „Dr Gretta“ ist generell aus Korbgeflecht, etwas kleiner als die „Zoi“ und hat nur einen Griff oder Henkel. „Zoi“ und „Zuber“, die eine eher längliche Form verbindet, greift man hingegen mit zwei Händen. Während „d’ Wäsch en dr Zoi“ in der Regel gut belüftet lagert, ist der „Zuber“ ein wasserdichtes Behältnis. Bevor der Schwabe zu Wohlstand kam, diente der „Zuber“ als Ersatz für „d’ Badwann“. Darin fand meist die ganze Familie Platz – einmal wöchentlich und schön der Reihe nach.

Glotzga

Wenn sich der Schwabe mit dem „Haamer uff da Fengr“ haut oder beim „Knuila“ am Knie verletzt, dann folgt häufig der spontane Ausruf: „Herrgott, des glotzgad“. Damit gemeint ist ein greller Schmerz, der im Pulsrhythmus pocht und bestenfalls schon nach kurzer Zeit wieder abklingt. Kleineren Kindern wird diese schmerzhafte Phase häufig mit einem „Schlotzer“ versüßt, was meist dazu führt, dass Tränen umgehend trocknen und das „Glotzga“ ein rasches Ende findet. Wer trotz nachlassendem „Glotzga“ weiter leidet und seine Umwelt daran teilhaben lässt, muss wiederum aufpassen, dass er nicht als „Bähmull“ verunglimpft wird.

Breschtling

„Dr Breschtling“ steht ab Frühsommer weit oben in der Gunst der Schwaben, wenn es um die Vitaminversorgung geht. Die ist in der schwäbischen Küche nur äußerst schwer zu decken, weil selbst „dr Salad“ häufig als „Wurschdsalad“ auf den Tisch kommt. „Dr Breschtling“ gilt als „gsond“ und schmackhaft. Er wächst häufig im eigenen Garten und konkurriert dort mit „de Hemmbr“ (Himbeeren). Weil auch Kinder „d’Breschtling“ lieben, gibt es sie weiterverarbeitet in vielen Varianten, beispielsweise in Form von „Breschtlingskuacha“ (Erdbeertorte) oder auch „Breschtlings-Gsälz“ (Erdbeermarmelade).

Najugga

„Najugga“ ist das Gegenteil von „Naufjugga“ und oft Ausdruck von besonderem Mut oder auch Übermut. Erlernt der Schwabe im Kindesalter das Schwimmen, dann „juggd“ er im Übereifer „vom Drei-Meter-Brettle“. „Najugga“ lässt sich wahlweise auch vom „Mäuerle“ oder vom „Kirschabohm“ (Kirschbaum). Mit zunehmendem Alter „juggd“ der Schwabe seltener, sowohl „nauf“ (mangels Kraft) als auch „na“ (aus Furcht, sich „da Haxa zom brecha“). „Jugga“ lässt sich gelegentlich auch ohne genaue Zielangabe, beispielsweise beim „Danz uff dr Hauzig“ (Hochzeit). Eher unpassend ist das „Jugga“ bei „dr Leich“ (Beerdigung).

Kräla

Weil der Schwabe so „schaffig“ ist, kennt er keinen Feierabend. Nach getaner Arbeit im Hauptberuf zieht es ihn, je nach Jahreszeit, auf „d’Boomwies“ (Streuobstwiese) zum „Beemschneida“ (Baumschnitt). Was dabei abfällt, wird auf dem „Krälesbock“ zu „Kräla“ (Reisigbündel) gepresst und anschließend sorgfältig verschnürt. „Kräla“ eignen sich „zom Ofaozenda“ (um damit den Ofen anzuheizen), beispielsweise „em Bachhaus“ (Backhaus) bei der Herstellung von „Blaaz“ (Blechkuchen), „Bätscher“ beziehungsweise „Dätscher“ (Hefeteigfladen) oder auch einem „Brittle“, das wahlweise als „Rahm“- oder „Zuckerbrittle“ auf den Tisch kommt.

Daulaus

Die schwäbische Küche gilt als bodenständig, gemeinhin eher deftig oder auch „rezent“. Egal, was auf den Tisch kommt, wichtig ist in der Regel, dass „gnuag Soß“ den Speisezettel bereichert. Und die darf vieles sein, nur eines nicht: daulaus. Auf „daulause“ – also fade – Kost reagiert der Schwabe von Kindesbeinen an mit Abneigung. Was dagegen hilft, ist der beherzte Griff zum Salzfässchen oder – noch besser – zum lange Zeit in schwäbischen Küchen allgegenwärtigen Maggi-Fläschchen. In Sachen Würze nimmt die schwäbische Zunge durchaus Nuancen wahr. Ist ein Gericht nicht völlig „daulaus“, so ist es häufig zumindest „leis“.

Kiddrlies

Schwaben gelten als eher wortkarg und introvertiert. „Schaffa, et schwätza“ ist ein zentrales Lebensmotto. Vor allem: „Koine Käsperla macha“. Anderen Volksgruppen wie der rheinischen Frohnatur begegnet der Schwabe daher mit Argwohn und Skepsis. Wann sich dieser Charakterzug im Laufe eines Schwabenlebens ausbildet, ist bisher wenig erforscht. Fest steht: Das war nicht immer so. Im Kindesalter neigen auch Schwaben zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen und Albernheit in Form von anhaltendem Kichern. Wer dadurch besonders auffällt, wird je nach Geschlecht als „Kiddrlies“, „Kiddrhex“ oder „Kiddrmichl“ bezeichnet.

Daobadiecht

Wer am Sonntag „em Daobadiecht“ zum Einkaufen geht, steht in aller Regel vor verschlossener Tür. Wer „em Daobadiecht“ ein Spiel gewinnt, ist zwar ein Glückspilz, gilt allerdings auch als unverdienter Sieger. Was im Schwäbischen „em Daobadiecht“ geschieht, ist grundsätzlich wenig oder gar nicht durchdacht, geschieht unbewusst oder ist das Resultat gewaltigen Dusels oder zumindest glücklicher Fügung. Notorische Morgenmuffel, die beim Ankleiden in der Früh Konzentrationsschwäche zeigen, müssen dann bekennen: „Heit früah hau i em daubadiecht ’s Hemad henderschefiar azoga.“

Gugg

Schnell noch über den Markt gehetzt, Einkaufskorb vergessen und weiterhin nur zwei Hände – Wer solche Situationen kennt, der kennt auch diese Frage: „Brauchschd a Gugg?“ Die „Gugg“ ist eines der universellsten Hilfsmittel im Alltag. Darin lassen sich Einkäufe verstauen, empfindliche Gegenstände vor Regen schützen oder die Hinterlassenschaften des Vierbeiners diskret entsorgen. Dabei verdrängt die „Babiergugg“ zunehmend die „Blaschdiggugg“, weil „Blaschdig“ – schlecht für die Umwelt. Kinder lernen zudem schon sehr früh, dass man eine „Blaschdiggugg“ nicht über den Kopf ziehen darf, weil „Blaschiggugg über dem Kopf – gefährlich.


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