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Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Fai

Das schwäbische Adverb „fai“ gehört zu jenen Wörtern, die sich nur äußerst schwer bis gar nicht ins Hochdeutsche übersetzen lassen. „Fai“ bedeutet so viel wie „übrigens“ oder auch „zudem“ und dient der Betonung oder dem Unterstreichen eines Sachverhalts. „Des isch fai koi Witz, was i dir do verzähl“ oder „I be fai koi soddiga, die älles mit sich macha loht“, sind typische Anwendungsbeispiele. „Fai“ wird häufig auch genutzt, um eine Warnung auszusprechen. Wenn der Schwabe nach langem Abtasten endlich Freundschaft geschlossen hat, kommt prompt der Einwand von anderer Seite: „Bass bloß uff, des isch fai a Granadaseggl.“

Doggala

Schwaben wird im Allgemeinen ja kein ausgeprägter Hang zum Verspielten nachgesagt. Ihr Verhältnis zu Dekoware und Nippes ist zumindest ambivalent. Trotzdem gibt es im Schwäbischen einen Begriff, der den Umgang genau damit beschreibt. Wer etwas „nadoggalad“, der macht etwas zu Dekorationszwecken besonders hübsch zurecht. „Doggala“ bedeutet im eigentlichen Sinn „mit Puppen spielen“, doch auch Erwachsene verhalten sich mitunter „doggelich“. Dafür braucht es nicht zwangsläufig Zierrat jedweder Art. Wer im Alltag beispielsweise einfach nur „rom­doggalad“, der arbeitet im stillen Trott vor sich hin.

Weffzg

Anders als „d’Bien“ zählt „d‘Weffzg“ nicht zu den Insektenarten, denen sich der Schwabe gegenüber wohlgesonnen zeigt. Zwar stechen beide, aber die „Weffzg“ gilt wider besseres Wissen als angriffslustig, gemein und hinterhältig. Besonders lästig wird die „Weffzg“, wenn sie frühmorgens, wenn der Schwabe im Halbschlaf „vor sich na trialed“, unbemerkt auf dem „Gsälzbrot“ hockt. Wo „Weffzga“ im „Weffzgaschwarm“ auftreten, ist in der Regel das „Weffzganeschd“ nicht fern. Dass „Weffzga“ unter besonderem Schutz stehen, ist den meisten Schwaben bekannt. Deshalb beseitigen sie das „Weffzganeschd hälenga mit dr Kutterschaufel“.

Hudla

Wer im Schwäbischen als „Hudler“ durchs Leben geht, verpasst so einiges und lebt zudem auch „og’sond“. Eigenschaften wie übertriebene Eile und ständige Rastlosigkeit sind dem Schwaben generell suspekt. Der Ausruf „No et hudla!“ ist daher als gut gemeinter Rat gedacht, denn wer „hudlad“, läuft besonders oft Gefahr, unbedacht zu handeln, was er möglicherweise hinterher bereut. Das Gegenstück zum „Hudler“ ist der „Trialer“, der verschlafen und dröge wirkend alle Zeit der Welt kennt. Begegnet der Schwabe einem „Trialer“, dann findet er dafür ein passendes Bild: „Dem koscht em Laufa d’Schua b’sohla“.

Schuggr

Die ganz mageren Zeiten sind auch im Schwabenland längst passé. Statt „Muggafugg“ gibt’s Bohnenkaffee, und den trinkt der Schwabe gerne mit „ma Schuggr Milch“. Ein „Schuggr“ beschreibt eine abrupte Handbewegung. Wobei die exakte Dosis – in diesem Falle der Milch – in der Regel von zwei Faktoren abhängt: dem Tempo bei der Bewegung und der Größe des Gefäßes, aus dem der „Schuggr“ erfolgt. Ein „Schuggr“ kann auch bedeuten, dass man etwas oder jemanden „schuggd“ (stößt). Das geschieht generell mit Vorsatz und hat häufig zur Folge, dass der „Geschuggde“ „nohagled“ oder schlimmstenfalls irgendwo „nahagled“.

Verlechna

Vertraut man dem großen Bayern Gerhard Polt, dann kommt der wahre Durst erst mit dem Trinken. Der Schwabe allerdings kennt auch die peinigende Not, die bei aller Polt’schen Logik dem Akt des Trinkens vorausgeht. Stehen Schwaben kurz vor dem Verdursten, dann sind sie „am verlechna“. Allerdings ist damit in der Regel kein lebensbedrohlicher Mangel an Flüssigem gemeint. Der Ausspruch drückt vielmehr die Vorfreude aus auf das, was kurz bevorsteht, nämlich das Trinken. In den meisten Fällen dann, wenn im Sommer der nächste Biergarten um die Ecke liegt. Dass ein Schwabe tatsächlich jemals „verlechnat“ wäre, ist nicht bekannt.

Luggeleskäs

An ihm scheiden sich die Geister. Ob „Luggeleskäs“ oder doch lieber der deutlich würzigere „Backstoikäs“, auch „Stenkerkäs“ genannt? In dieser Frage sitzen die Schwaben beim abendlichen Vesper an getrennten Tischen. Der „Luggeleskäs“ jedenfalls ist gar kein Käse, sondern eine Mischung aus Quark und gestandener Milch, wahlweise verfeinert mit Schnittlauch, Petersilie oder auch Frühlingszwiebeln. Seinen Namen hat der „Luggeleskäs“, der entweder als Brotaufstrich oder mit „Grombiera“ – also Kartoffeln – auf den Tisch kommt, von frischgeschlüpften Küken (Luggele), die früher damit aufgepäppelt wurden.

Ranza

Anders als „dr Jong“ trägt „dr Alt“ im Schwäbischen den „Ranza“ nicht auf dem Rücken, sondern stolz vor sich her. Schließlich ist der „Ranza“ das Ergebnis mühsam erworbenen Wohlstands und daraus resultierender Lebensfreude, die wahlweise im übermäßigen Genuss von „Spatza mit Soß“, „Lensa mit Spätzla“ oder auch beträchtlicher Mengen Trollinger Ausdruck findet. Dabei gilt die etwas derbe Regel: „A Mo ohne Ranza isch a Kribbl“ (Krüppel). Das „Ranzaspanna“ als Völlegefühl im fortgeschrittenen Stadium ist daher auch kein Synonym für Unwohlsein, sondern meist ein sicheres Indiz für einen rundum gelungenen Abend.

 

Iberzwerch

Wer Witze über Schwaben macht, nimmt gerne deren angeblich gedämpftes Temperament aufs Korn. Zustände höchster Erregung entladen sich beim Schwaben demnach als ein dahingeseufztes „jetzatle“ oder auch „sodele“. Entsprechend argwöhnisch begegnet der Schwabe Zeitgenossen, die als besonders aufgedreht, schrill oder extrovertiert erscheinen. Wer sich so verhält, gilt als „iberzwerch“, was allerdings auch bedeuten kann, dass jemand als ausgeprägter Dickkopf durchs Leben geht. Mit „des kommd mr iberzwerch“ hingegen unterstreichen Schwaben, dass ihnen etwas absolut nicht in den Kram passt.

Brägla

Mit Geduld ist es so eine Sache. Beim „Brägla“ gilt: Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Das gilt in jeder Hinsicht. Wer in der Pfanne etwas „bräglad“, braucht viel Geduld, weil das „Brägla“ bei mäßiger Temperatur vonstattengeht. Als Belohnung wird das Bratgut besonders „reesch“, was übersetzt nichts anderes bedeutet als knusprig. Ähnlich viel Geduld braucht der Schwabe, wenn er nicht am Herd „bräglad“, sondern einem „Brägler“ anheimfällt, der völlig Belangloses in Endlosschleife erzählt. Diese Art von „Brägla“ beendet man nicht durch Löschen der Flamme, sondern mit einem entschlossenen: „Halt dei Gosch“.


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