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Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Ehrakäsig

„Et g’schempft isch gnuag g’lobt“ ist eine Redewendung, die deutlich machen soll, dass Schwaben Lobhudelei ein Graus ist. Sie soll wohl auch zeigen: Leistung ist nicht der Rede wert, man setzt sie schlicht voraus. Allerdings gibt es auch unter Schwaben solche, die „ehrakäsig“ sind, und damit beginnt ein weit verbreiteter Konflikt. Wer „ehrakäsig“ ist, heischt um Anerkennung und will im Mittelpunkt des Interesses stehen, will hofiert, gelobt und in wichtige Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die Frage „bischt jetzt ehrakäsig?“ wird der Schwabe freilich stets verneinen. Trotzdem zieht er heimlich eine „Schnut“.

Hoima

In Spanien ist der Toro eine Art Wappentier. Im Schwäbischen heißt der Toro „Hoima“ oder auch „Farra“. Der Stolz eines jeden Viehbauern ist von beeindruckender Statur, kann schon mal mehr als eine Tonne auf die Waage bringen und darf im sogenannten Farrenstall als Zuchtbulle ganz ungehemmt seinen natürlichen Trieben nachgehen. Bis vor wenigen Jahrzehnten gehörte es in schwäbischen Dörfern noch zum gewohnten Bild, wenn der Bauer den „Hoima“ am Strick durch die Straßen zum Farrenstall führte. Heute ist der Farrenstall vielerorts verschwunden oder zum Bürgerhaus mit Kulturbetrieb umfunktioniert.

Keien

Der Schwabe wirft in seinem Alltag äußerst ungern Dinge weg, weil ihn das hinterher möglicherweise „keit“. Das „Keien“ – also die Reue – ist eher im materiellen als im moralischen Sinne zu verstehen. Schließlich gelten Schwaben als äußerst sparsam und entsprechend zurückhaltend, wenn es um Neuanschaffungen geht. Beim „Keien“ schließt sich begrifflich ein Kreis, denn „Keien“ bedeutet nicht nur, dass sie oder ihn etwas reut, es steht auch für den Akt des Werfens (keia) oder Wegwerfens (nauskeia). Diese Doppeldeutigkeit findet sich dann in so wunderbaren Sätzen wie „des geschtrige Essa nauszkeia, des keit mi“.

Seggl

Der Seggl ist im Schwäbischen ein unangenehmer Geselle, den man besser meidet. Ein Seggl ist hinterhältig, eitel, querulant oder auch rechthaberisch – und ausnahmslos männlich. Die Steigerungsformen reichen von „scho a bissle a Seggl“ über „Allmachtsseggl“ bis zu „Granadaseggl“. Eine unüberlegte Handlung gilt auch als „Seggelei“. Besonders empfindlich reagiert der Schwabe, wenn man ihn als „Schwobaseggl“ bezeichnet. In selteneren und auch derberen Fällen wird auch das männliche Geschlechtsteil als Seggl bezeichnet. Je nach Größe gilt der Seggl dann als Maßeinheit: „A Muggaseggele“ etwa entspricht einer Winzigkeit.

Blotza lau

Was dem Schwaben lieb und teuer ist, hütet er wie seinen „Glotzbebbl“ (Augapfel). Das kann der gut gefüllte„Mooschtkruag“ sein, ein frisch belegter „Breschtlingskuacha“ (Erbeertorte) oder der Partner beziehungsweise die Partnerin bei der gemeinsamen Klettertour am Albfels. In allen Fällen gilt: „Uff koin Fall blotza lau.“ Denn was man „blotza“ (fallen) lässt, ist in den meisten Fällen hinterher „hee“– also hinüber. „Blotza“ steht im Schwäbischen aber auch für eine ausgeprägte Form von Nikotinsucht: Mit „muascht scho wieder oine blotza“ äußert der nichtrauchende Schwabe sein großes Unverständnis für die Not des Kettenrauchers.

Haipfl

Wie man sich bettet, so liegt man. Einzige Ausnahme: Das „Haipfl“ dient im schwäbischen Haushalt nicht dem täglichen Gebrauch, sondern in aller Regel Dekorationszwecken. Das „Haipfl“ ist ein rechteckiges Paradekissen, das dem eigentlichen Kopfkissen obenauf liegt und das Schmuckstück einer jeden „Schlofstub“ ist. Nicht selten ist das „Haipfl“ reich verziert mit Handarbeitskunst. Das sind meist aufwändige Stickereien, die in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Kurzum: Ein verantwortungs- und traditionsbewusster Schwabe würde seinen „Speckriebl uff koin Fall uffs Haipfl“ betten.

Kitzabauna

Mit Ziegenköttel fängt der Schwabe in der Regel wenig an, solange er nicht im Besitz eines „Goisastalls“ ist. „Kitzabauna“ – Kitzbohnen – gleichen allenfalls in Form und Größe den Hinterlassenschaften des bärtigen Meckerviehs. „Kitzabauna“ riechen nicht, sind farblos und fallen vom Himmel. Wenn es im Schwäbischen „kitzabaunet“, dann beschreibt das den Übergang von Regen zu Hagel (im Sommer) oder von Regen zu Schnee (im Winter). „Kitzabauna“ sind also verhältnismäßig kleine Eiskristalle und somit das, was man in deutscher Sprache als Graupel bezeichnet. Eine tierische Steigerungsform ist, wenn’s „Katza hagled“.

Gretta, Zoi, Zuber

Einsatzweise und Materialbeschaffenheit unterscheidet die drei Begriffe, die im schwäbischen Haushalt zumeist „en dr Wäschkuch“ ihren Platz haben. „Dr Gretta“ ist generell aus Korbgeflecht, etwas kleiner als die „Zoi“ und hat nur einen Griff oder Henkel. „Zoi“ und „Zuber“, die eine eher längliche Form verbindet, greift man hingegen mit zwei Händen. Während „d’ Wäsch en dr Zoi“ in der Regel gut belüftet lagert, ist der „Zuber“ ein wasserdichtes Behältnis. Bevor der Schwabe zu Wohlstand kam, diente der „Zuber“ als Ersatz für „d’ Badwann“. Darin fand meist die ganze Familie Platz – einmal wöchentlich und schön der Reihe nach.

Glotzga

Wenn sich der Schwabe mit dem „Haamer uff da Fengr“ haut oder beim „Knuila“ am Knie verletzt, dann folgt häufig der spontane Ausruf: „Herrgott, des glotzgad“. Damit gemeint ist ein greller Schmerz, der im Pulsrhythmus pocht und bestenfalls schon nach kurzer Zeit wieder abklingt. Kleineren Kindern wird diese schmerzhafte Phase häufig mit einem „Schlotzer“ versüßt, was meist dazu führt, dass Tränen umgehend trocknen und das „Glotzga“ ein rasches Ende findet. Wer trotz nachlassendem „Glotzga“ weiter leidet und seine Umwelt daran teilhaben lässt, muss wiederum aufpassen, dass er nicht als „Bähmull“ verunglimpft wird.

Breschtling

„Dr Breschtling“ steht ab Frühsommer weit oben in der Gunst der Schwaben, wenn es um die Vitaminversorgung geht. Die ist in der schwäbischen Küche nur äußerst schwer zu decken, weil selbst „dr Salad“ häufig als „Wurschdsalad“ auf den Tisch kommt. „Dr Breschtling“ gilt als „gsond“ und schmackhaft. Er wächst häufig im eigenen Garten und konkurriert dort mit „de Hemmbr“ (Himbeeren). Weil auch Kinder „d’Breschtling“ lieben, gibt es sie weiterverarbeitet in vielen Varianten, beispielsweise in Form von „Breschtlingskuacha“ (Erdbeertorte) oder auch „Breschtlings-Gsälz“ (Erdbeermarmelade).


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