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Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Ranza

Anders als „dr Jong“ trägt „dr Alt“ im Schwäbischen den „Ranza“ nicht auf dem Rücken, sondern stolz vor sich her. Schließlich ist der „Ranza“ das Ergebnis mühsam erworbenen Wohlstands und daraus resultierender Lebensfreude, die wahlweise im übermäßigen Genuss von „Spatza mit Soß“, „Lensa mit Spätzla“ oder auch beträchtlicher Mengen Trollinger Ausdruck findet. Dabei gilt die etwas derbe Regel: „A Mo ohne Ranza isch a Kribbl“ (Krüppel). Das „Ranzaspanna“ als Völlegefühl im fortgeschrittenen Stadium ist daher auch kein Synonym für Unwohlsein, sondern meist ein sicheres Indiz für einen rundum gelungenen Abend.

 

Iberzwerch

Wer Witze über Schwaben macht, nimmt gerne deren angeblich gedämpftes Temperament aufs Korn. Zustände höchster Erregung entladen sich beim Schwaben demnach als ein dahingeseufztes „jetzatle“ oder auch „sodele“. Entsprechend argwöhnisch begegnet der Schwabe Zeitgenossen, die als besonders aufgedreht, schrill oder extrovertiert erscheinen. Wer sich so verhält, gilt als „iberzwerch“, was allerdings auch bedeuten kann, dass jemand als ausgeprägter Dickkopf durchs Leben geht. Mit „des kommd mr iberzwerch“ hingegen unterstreichen Schwaben, dass ihnen etwas absolut nicht in den Kram passt.

Brägla

Mit Geduld ist es so eine Sache. Beim „Brägla“ gilt: Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Das gilt in jeder Hinsicht. Wer in der Pfanne etwas „bräglad“, braucht viel Geduld, weil das „Brägla“ bei mäßiger Temperatur vonstattengeht. Als Belohnung wird das Bratgut besonders „reesch“, was übersetzt nichts anderes bedeutet als knusprig. Ähnlich viel Geduld braucht der Schwabe, wenn er nicht am Herd „bräglad“, sondern einem „Brägler“ anheimfällt, der völlig Belangloses in Endlosschleife erzählt. Diese Art von „Brägla“ beendet man nicht durch Löschen der Flamme, sondern mit einem entschlossenen: „Halt dei Gosch“.

Wochadibbl

Generell gilt der Schwabe als eher schweigsam. „Schaffa, d’Gosch halda ond koine dicke Backa macha“. Einzige Ausnahme: Beim „Wochadibbl“ gehören dicke Backen zum Programm. Dabei ist mit der Krankheit, die im restdeutschen Sprachraum als Mumps bekannt ist, nicht zu spaßen. Bei der ansteckenden Infektionskrankheit, die meist Kinder befällt, handelt es sich um eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse mit entsprechender Schwellung. Der Ausdruck „Wochadibbl“ bezieht sich auf die durchschnittliche Dauer der Erkrankung, während der man nach landläufiger Meinung wie ein „Dippl“ (Tölpel) aussieht.

Et no

„Et no“ ist im Schwäbischen eine Steigerungsform, die häufig große Bewunderung zum Ausdruck bringen oder auch einer Meinung Nachdruck verleihen soll. Generell gerät der Schwabe nicht leicht ins Schwärmen, es sei denn, er findet etwas „et no schee“, beispielsweise den vergangenen Urlaub an der Riviera, was gleichzeitig bedeutet, dass es dafür nichts Vergleichbares gibt. Selbiges gilt für einen Standpunkt, der nach eigenem Bekunden alternativlos ist. „Des isch mir et no so“, bedeutet folglich „so ist es, und dabei bleibt es auch“. Der Ausdruck „et no“ kann auch „im Überfluss“ bedeuten: „Des Johr geits Kirscha et no“.

Seiher

Sich darauf zu konzentrieren, was essenziell ist, wird in einer von Reizen gefluteten Welt immer wichtiger und gleichzeitig auch schwieriger. Filter jegliche Art gewinnen dadurch an Bedeutung. Dem Schwaben reicht gelegentlich ein „Seiher“, um das eigentlich Wichtige vom Unerwünschten zu trennen. „Geseiht“ oder auch „abg’seiht“ werden beispielsweise Spätzle, bevor sie als Beilage auf den Tisch kommen. Der Vorgang des „Seihens“ mündet nicht selten in monotones Getröpfel, ehe er ganz zum Erliegen kommt. Langweilige Zeitgenossen, die bevorzugt Belangloses verbreiten, fallen wegen ihres „Geseihers“ bei Schwaben in Ungnade.

Luck lau

Der Mut zur Lücke ist dem Schwaben eher fremd. „Et luck lau“ steht im Schwäbischen daher für dranbleiben oder in einer Sache nicht lockerlassen. „Lant et luck“ wünschte sich in diesem Zusammenhang ein Leser aus Neidlingen, der uns schrieb und mitteilte, wie sehr er sich über die Schwaben-Serie in seiner Heimatzeitung freue. Die im hinteren Lindachtal verorteten Neidlinger nennt man im lokalen Sprachgebrauch übrigens „Knaupen“, was mehr mit dem sogenannten „Knaupenfels“ über der Gemeinde zu tun haben soll als mit der rundlich-gedrungenen Statur ihrer Bewohner. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Lach

Wasser ist bekanntlich ein kostbares Gut. Wenn sich irgendwo eine „Lach“ (Pfütze) bildet, kann das allerdings auch unangenehm werden und auf ein Malheur hindeuten. Neben der „Wasserlach“ gibt es auch die „Öllach“, die in schwäbischen Garagen ein klares Indiz dafür ist, dass „dr Karra soicht“, was wiederum zu raschem Handeln zwingt. Wenn sich auf der Toi­lette, vor allem in fremder Umgebung, eine „Lach“ bildet, deren Herkunft ungeklärt ist, sollte man Vorsicht walten lassen und Abstand halten. Ganz unangenehm wird es, wenn Form und Konsistenz begrifflich verschmelzen und die „Lach“ aus dem „Lachafass“ (Güllefass) stammt.

Pfupfera

Wenn den Schwaben etwas „pfupfered“, dann lässt es ihn in aller Regel nicht mehr los. Was hinter der Verlockung steckt, kann äußerst vielfältig sein: ein neuer Job, ein neues Auto. Oft geht es dabei um eine Anschaffung, die riskant ist, weil sie die finanziellen Möglichkeiten deutlich übersteigt. Das „Pfupfera“ geht der letztlichen Entscheidung zeitlich weit voraus. Es ist sozusagen das Anfangsstadium, in dem sich ein Reiz entwickelt. „Pfupfera“ ist auch eine schwäbische Form von Koketterie. Besonders dann, wenn zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine gewaltige Lücke klafft: „I dät jo uff dr Stell’, wenn e bloß keht.“

Schocha

Mit Maßeinheiten und Größenangaben nimmt es der Schwabe oftmals nicht so genau. Ein Schocha kennt keine Kubikmeterzahl. Es ist einfach nur ein Haufen, wahlweise aus Heu, Gerümpel oder auch Erde. Wenn es ganz dick kommt, bricht es auf den Schwaben auch gleich „schochaweise“ herein. Die Größe eines „Schocha“ wiederum hängt davon ab, ob es sich um einen „reachta Schocha“ oder gar einen „Mordsschocha“ handelt. Ein „Schocha“ muss allerdings nicht zwangsläufig gegenständlich sein. Wenn sich Schwaben Witze erzählen – beliebtermaßen über andere Volksgruppen –, wird gerne auch „an Schocha g’lachd“.


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